07. Sep 2021
Brotzeitplatten, kühles Bier und gute Laune: Das Frankenland ist bekannt für seine unzähligen Bierkeller. Aber wie sind damals Bierkeller entstanden – und warum gibt es diese eigentlich nur überwiegend in Franken?🍺
Ich persönlich komme aus Forchheim. Wer dort vielleicht schon einmal das jährliche Annafest im sogenannten "Kellerwald" besucht hat weiß, dass Forchheim eine große Dichte an Bierkellern anzubieten hat. Nicht ohne Grund wird der Forchheimer Kellerwald auch als "größter Bierkeller der Welt" bezeichnet, denn er erstreckt sich mit insgesamt 23 verschiedenen Bierkellern auf einer Fläche von rund 20.000 m².
Ein paar Eindrücke zum Forcheimer Kellerwald findet ihr auch hier.
Bierkeller müssen aber nicht immer in einer großen Population auftreten. In vielen Regionen und Ortschaften in Franken sind überall vereinzelt Bierkeller zu finden. Insgesamt gibt es in Franken schätzungsweise weit über 100 Bierkeller.
Wenn man von einem Bierkeller spricht, dann wird schnell klar, dass man "auf" einen Keller geht - und nicht wie man eigentlich annehmen sollte "in" den Keller. Aber woher kommt dieser Ausdruck?
Wohin stellen wir heutzutage unsere Getränke und Lebensmittel, wenn sie länger haltbar bleiben sollen? Richtig - in den Kühlschrank. Von der Erfindung derartiger Kühlanlagen war man in der damaligen Zeit allerdings noch weit entfernt, wodurch sich das kühlen von Bier vor allem in den Sommermonaten schwierig gestalten ließ. In Zeiten von Missernten und Hunger war Bier als energiereiches Getränk allerdings besonders wichtig. Trinkwasser in einer Qualität, wie wir es heute genießen, gab es damals nämlich nicht. Durch zahlreiche Bakterien und Keime war das Wasser ungenießbar. Beim Bier war das damals nicht der Fall, da hier das Wasser im Brauprozess so stark erhitzt wurde, dass es anschließend keimfrei war.
Keller wurden also gebaut, um die Haltbarkeit von Bier und somit die Nahrungsversorgung der Bevölkerung zu sichern. Entstanden sind dabei zum Teil hunderte Meter lange unterirdische Gänge, in denen die Fässer gelagert wurden. Die Felsenkeller wurden bevorzugt an Waldhängen errichtet, da sie hier durch die Bäume im Sommer vor der prallen Sonne besonders geschützt waren. Außerdem war diese Lage sehr wichtig, damit die Bauern auf den angrenzenden Feldern bei den Kellern ihre Pause machen konnten. Anstatt die Fässer wieder in die Ortschaften zu transportieren, wurden im Laufe der Zeit direkt über den Kellern Bänke und Tische aufgestellt. Deshalb geht man in Franken sprichwörtlich auch "auf einen Keller" , um dort unter den Schatten spendenden Laubbäumen ein kühles Bier zu genießen.
Die typischen Bierkeller im klassischen Sinne sind nur in Franken zu finden, während man in den restlichen Regionen Deutschlands von Biergärten spricht. Aber warum ist das so?
Das liegt vor allem daran, dass gerade in der fränkischen Region große Sandsteinablagerungen zu finden sind. Sandstein ist im Vergleich zu anderen Gesteinen leicht zu bearbeiten und dennoch stabil genug, um nicht direkt einzustürzen. Deshalb war es für viele Bauern und Braumeister früher ohne allzu große Kosten und Mühen möglich, einen Keller aus dem Gestein zu hauen. Deshalb sind Keller auch oft auf Hügeln zu finden, weil sich dort die Kellerräume leichter herausschlagen ließen.
Auf Bierkellern werden heutzutage zu dem kühlen Bier auch deftige Brotzeiten angeboten. Dabei handelt es sich traditioneller Weise um kalte Gerichte, wie etwa Käse- oder Wurstplatten. Wurstspezialitäten, die man auf einer typischen fränkischen Brotzeitplatte findet, sind beispielsweise roter und weißer Presssack, Leberwurst, Göttinger und Dosenfleisch. Je nach Kellerbetrieb kann die Wurst- und Käseauswahl allerdings variieren. Der „Roppelt´s Keller“ in Stiebarlimbach bei Hallerndorf ist beispielsweise berühmt für seine Gelbwurstspezialität. Zwetschgenbamers – auch „fränkisches Carpaccio“ genannt – kann man außerdem auf dem Kellerbetrieb des Gasthaus Kramer in Ketschendorf bei Buttenheim genießen. Auf vielen Bierkellern können aber auch warme Gerichte wie das fränkische „Schäuferla“ oder das klassisches Schnitzel bestellt werden.
Hier ein paar Eindrücke über das Essensangebot auf Bierkellern:
Wann genau die „Bierkeller-Saison“ in einem Jahr beginnt hängt davon ab, ob es schon warm genug ist, um draußen zu sitzen. Dies ist meistens ab April oder Mai der Fall. Klare Regeln für die Öffnungszeiten sind von Keller zu Keller unterschiedlich und ist meist vom Wetter abhängig. Aber um sofort bereits aus weiter Entfernung zu sehen, ob ein Keller geöffnet hat, kann man oft an einem wichtigen Indiz erkennen: Die Fahnen am Wegrand. Wenn der Kellerbetreiber oder die Kellerbetreiberin die Fahnen aufgehängt hat, dann ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass der Keller an dem heutigen Tag geöffnet hat. Hängen also keine Fahnen am Wegrand, so kann man getrost zur nächsten Ortschaft fahren und weiter suchen.
Es gehört einfach dazu, bei den verschiedenen Bierkellern das jeweilige Hausbier zu probieren. Hierfür muss aber nicht jedes mal gleich ein ganzes Bier bestellt werden. Es genügt, beim Ausschank lediglich nach einem „Schnitt“ zu fragen. Ein Schnitt ist im Grunde ein nur zur Hälfte eingeschenkter Bierkrug. Aber Vorsicht: In der Regel wird ein Schnitt nur dann ausgeschenkt, wenn gleichzeitig auch ein „volles Getränk“ oder eine Mahlzeit gekauft wird. Viele Wirte sehen es nämlich nicht gerne, wenn lediglich ein günstiger Schnitt bestellt wird und sonst nichts. In Franken wird der Schnitt deshalb auch oft als „letztes Bier vor dem Bezahlen“ ausgeschenkt.
Genau so ist es mit dem Mitbringen eigener Speisen auf einen Bierkeller. Auf vielen Kellern ist dies erlaubt, was auf den Brauch einer königlichen Verordnung im Jahre 1812 zurück zu führen ist. Damals wurde den Bierkellern offiziell das Verkaufen von Speisen verboten, damit den Gaststätten in den Ortschaften keine Kunden verloren gehen. Wer auf einem Keller also etwas essen wollte, musste sich selbst etwas mitbringen. Heute ist diese Regel längst aufgehoben und die Bierkeller dürfen Speisen verkaufen. Wer also trotzdem eigene Speisen mitbringen möchte, sollte vorher nach Erlaubnis fragen.
Und zu guter Letzt die wichtigste aller Regeln, wenn man sich in Franken richtig verhalten möchte: Einen Bierkeller in Franken niemals Biergarten nennen! Die Franken sind sehr stolz auf ihre Kultur und Traditionen – und dazu gehört eben auch der Bierkeller.
Willkommen auf dem JobsBlog der BAUR-Gruppe! Mein Name ist Sybille und ich bin Werkstudentin im Bereich Personalmarketing. Neben meiner Kollegin verfasse auch ich ab und zu Blogbeiträge.
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